Von Leibeigenen, Bürgern und Burgherren

BERGHEIM. „Eine Stadt ist weit mehr als ein Verdichtungspunkt von Gebäuden und Menschen. Sie ist ein Symbol der Freiheit“, sagte Professor Günter Bers bei seinem Vortrag anlässlich der Vorstellung des Buches „Bergheim - Geschichte einer rheinischen Stadt“ von Heinz Andermahr. Schließlich seien im Mittelalter die Bürger der neugegründeten Städte die ersten gewesen, die nicht mehr als Leibeigene ihren Lehnsherren dienen mussten. Bürger werden konnten zwar ausschließlich Männer und auch nur die, die über ein gewisses Einkommen verfügten, aber das war immerhin ein Anfang.

In Bergheim gab es auch einen Feudalherren, der dem Marktflecken neben der Burg die Stadtrechte verlieh. Die Bürger des Städtchens bildeten sich durchaus etwas ein auf ihren Status. Sie versuchten, die Georgskapelle innerhalb der Stadtmauern zur eigenen Pfarrkirche erklären zu lassen, damit sie nicht immer zu St. Remigius laufen mussten. Denn, so begründeten sie, der Weg sei doch sehr weit, und außerdem wollten sie nicht mit den leibeigenen Bauern des Bergheimerdorfes die Messe besuchen müssen.

Andermahr erzählte diese Begebenheit während seines Vortrages. Sicher kann er viele solcher Geschichten erzählen. Schließlich sammelt er seit Jahrzehnten Materialien zur Stadthistorie. Sein Handbuch zur Bergheimer Geschichte ist allerdings keine Anekdotensammlung, sondern eine wissenschaftlich fundierte, faktenreiche Stadtchronik.

„Die Stadt Bergheim kann froh sein, einen Stadtarchivar zu haben wie Herrn Andermahr, der sich die Erforschung der Stadtgeschichte auch zur privaten Leidenschaft gemacht hat“, würdigte Professor Bers die Leistung Andermahrs. Bers ist auch Vorsitzender der Josef-Kuhl-Gesellschaft, die die Geschichte der Stadt Jülich und des Jülicher Landes erforscht. Sie hat das Buchprojekt mitfinanziert. Schließlich gehörten die Bergheimer mehrere Jahrhunderte den Grafen von Jülich. Später kamen dann die Franzosen und die Eisenbahn, die Braunkohle - und schließlich die Braunhemden. Alles nachzulesen in der Chronik Andermahrs, die mit der Nachkriegszeit endet.

„Bergheim - Geschichte einer rheinischen Stadt“ ist eine komplette Neubearbeitung der von Heinz Andermahr schon 1993 konzipierten Stadtgeschichte. Diese ist schon seit Jahren vergriffen. Das neue Buch gibt es in der Buchhandlung „Alte Torwache“ oder kann unter Angabe der ISBN 3-932903-31-5 bestellt werden.

(KR)