44. BAND „FORUM JÜLICHER GESCHICHTE“

Jülicher Suppenküchen-Geschichten

VON REDAKTION [23.11.2006, 06.18 UHR]

Die ersten Jahrzehnte des im Jahr 1816 in Rheinpreußen neu gegründeten landrätlichen Kreises Jülich sind von schwerwiegenden Miseren begleitet worden. Cholera, Hunger- und Teuerungskrisen suchten viele Regionen des Rheinlandes heim. Von der Bedrohlichkeit der Lage überzeugt, gründeten wohlhabende Jülicher Bürger nicht nur einen Wohltätigkeits-Verein, sondern realisierten zusätzlich für die ärmeren Bevölkerungsschichten eine neue Form der Armen-Unterstützung, so genannte „Suppen-Küchen“. Die Notwendigkeit einer solchen Sozialeinrichtung war aber nicht allein ein Zeichen mangelnder wirtschaftlicher Prosperität in der Stadt Jülich, vielmehr handelte es sich bei dieser um ein allgemeines Merkmal jener Epoche, die gerade in den 1830er und 1840er Jahren von deutschland- und nahezu europaweiten Ernährungsproblemen gekennzeichnet sein sollte.

Über dieses Phänomen berichtet das neue Buch von Chantal Kröber: „Hungerleider und Besserverdienende– »Armensuppen« in Jülich als Mittel gegen den Pauperismus 1830-1850.“
Das Buch ist als 44. Band der Reihe „Forum Jülicher Geschichte“ erschienen und wird am Montag, 27. November, um 16.30 Uhr in der Jülicher Stadtbücherei vorgestellt.

Gleichzeitig versammeln sich dort die Mitglieder der Joseph-Kuhl-Gesellschaft, der Chantal Kröber angehört. Der Verein präsentiert und verkauft bei der Gelegenheit auch das Jahrbuch „Neue Beiträge zur Jülicher Geschichte“ Band 18 / 2006.

Quelle:

URL:<http://www.das-juelicht.de/vereine/artikel/3592.php> (26.11.2006)



Die «Jülicher Tafel» gab's schon im 19. Jahrhundert | 29.11.2006, 18:08

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 Jülich. «Das Phänomen der Armut begleitete frühere Gesellschaften ebenso wie die des 21. Jahrhunderts», leitete Nachwuchshistorikerin Chantal Kröber die Vorstellung ihres Buches «Hungerleider und Besserverdienende - Armensuppen in Jülich als Mittel gegen den Pauperismus 1830 - 1850» in der Stadtbücherei ein. Einige Beispiele aktueller Aktionen Jülicher Mitmenschlichkeit «bestätigen gleichsam die Aktualität historischer Betrachtungen».

Die Akten des «aus Jülicher Perspektive eher stiefmütterlich betrachteten 19. Jahrhunderts» wiesen auf eine «Suppenanstalt» und den sie tragenden Wohltätigkeitsverein hin.


(Foto: Jagodzinska Jülicher Zeitung / Jülicher Nachrichten)


In den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts führte die in Westeuropa überwiegend pflanzliche Ernährung häufig zu Hungerkrisen wie 1846/47 bei Auftreten der Kartoffelfäule oder gestiegener Kornpreise.

Die Säkularisation führte zur Enteignung zahlreicher kirchlicher Institutionen, die maßgeblich für Notleidende gesorgt hatten. Der sich formierende Nationalstaat delegierte das Armutsproblem an die Gemeinden, die jedoch zur Abhilfe nicht fähig oder willens waren. In einer Situation wirtschaftlichen Niedergangs befand sich die rheinpreußische 4600-Seelen-Kreisstadt und Festung Jülich.

Armenspeisung ab 1832

Nachdem Bürgermeister Tillmann Koch wirtschaftlich besser situierte Bürger um Hilfe gebeten hatte, erfolgte 1832 die bereits seit geraumer Zeit zur Abschaffung der örtlichen Straßen- und Türbettelei geplante Gründung der «Suppenanstalt» und eines Vereins zur Armenpflege. Mit der Ausgabe von 130 Portionen Suppe zu je einem Quart (1,15 l), die sich abwechselnd auf einer Grundlage von Kartoffeln, Erbsen oder Graupen sowie Mehl und gehacktem Fleisch zusammensetzte, begann die Armenspeisung.

1833 wurde durch einen Überschuss freiwilliger Beiträge zusätzlich eine Armenmädchen-Schule errichtet. 1839 mussten Armenpflegeverein und Suppenanstalt wegen fehlender Mitglieder und Spender wieder aufgelöst werden - in verbesserter wirtschaftlicher Lage. Erst 1885 wurde erneut ein Wohltätigkeitsverein konstituiert.

Quelle:

URL:<http://www.az-web.de/sixcms/detail.php?template=az_detail&id=91425&_wo=Lokales:Juelich&_link=> (29.11.2006)