Mistgabeln
gegen Bürgermeister
VON
REBECCA ERKEN, 11.06.07, 07:13h

Autor
Heinz Andermahr (l.) und Professor Günter Bers
|
Die Menschen aus
Kaster zeigten schon früher ihr Selbstbewusstsein.
Bedburg-Kaster
- Mit Mistgabeln bewaffnet versammelten
sich die Bürger Kasters am
14. April im Revolutionsjahr 1848 vor dem St.-Agatha-Tor, um ihren
adligen
Bürgermeister zum Sprung aus dem Fenster zu zwingen. Ferdinand von
Gartzen aber
war gewarnt worden und flüchtete zuvor schon über
die Felder verfolgt von der
wütenden Menge. Das ungeliebte Stadtoberhaupt konnte zwar
entkommen, ist aber
nie wieder nach Kaster zurückgekehrt und die Einwohner
wählten einen Mann aus
ihrer Mitte zum Bürgermeister.
Die
pikante Anekdote haben Heinz Andermahr, Archivar der Stadt Bergheim,
und Uwe
Depcik, Archivar der Stadt Bedburg, in ihrem Buch „Geschichte der Stadt
Kaster,
von den Anfängen bis zur kommunalen Neugliederung 1975“
niedergeschrieben. Von
den ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in der Jungsteinzeit
bis 1975, als
der Ort zum größten Stadtteil Bedburgs wurde, haben die
Autoren die Geschichte
Kasters dokumentiert. Seit 1995 recherchierten die
Historiker für die Schrift,
die jetzt in der Reihe „Forum Jülicher Geschichte“, herausgegeben
von der
Josef-Kuhl-Gesellschaft Jülich, erschienen ist. Bei einer
Führung durch
Alt-Kaster veranstaltet vom Arbeitskreis Altstadt Kaster stellten sie
das Werk
vor.
Die
Geschichte des idyllischen Ortes liest sich wie ein spannender
Historienroman.
Das „Städtchen Caster“, das sich durch sein besonders
aufständisches Auftreten
während der Märzrevolution hervortat, bewahrten
schließlich auch heftige
Proteste seiner Bevölkerung 1954 vor dem Abbaggern zugunsten eines
Braunkohle-Tagebaus.
Erstmals 1148 erwähnt, fällt die Burg Kaster 1273 dem
Herzogtum Jülich zu und
wird zur Nebenresidenz der Jülicher Herren. Zur Stadt erhoben wird
die
Burgsiedlung von einer Frau: Elisabeth von Brabant sorgt als Kasterer
Landesherrin zu Beginn des 14. Jahrhunderts für eine weit
reichende
Unabhängigkeit der Stadt im Jülicher Territorium. Bei dem
Spaziergang vorbei an
historischen Schauplätzen wie der alten Burgruine und dem
St.-Agatha-Tor
unternahmen rund 70 Teilnehmer eine Zeitreise durch die Kasterer
Geschichte.
Das Buch ist im Schreibwarenladen Wassenberg in Kaster, im
„Tante-Emma-Laden“
Wallenfang in Alt-Kaster und bei Schreibwaren Neunzig in Bedburg zu
erwerben.
Quelle:
URL:<http://www.ksta.de/html/artikel/1179819773868.shtml> (13.06.2007)
Die jülichsche Stadt Kaster vorgestellt
Neue
Publikation der Joseph-Kuhl-Gesellschaft.
Bedeutendes Amt.
Jülich. Das Bestreben der Jülicher
Joseph-Kuhl-Gesellschaft
ist es, die Vergangenheit der vielen kleinen Städte und
Marktflecken des
früheren Herzogtums Jülich zu erforschen und darzustellen. In
diesem
Zusammenhang ist eine Geschichte der Stadt Kaster vorgestellt worden,
die von
den Stadtarchivaren von Bergheim und Bedburg, Heinz Andermahr und Uwe
Depcik,
erstellt wurde. Der Ehrenvorsitzende des Arbeitskreis Altstadt Kaster,
Dipl.-Ing.
Josef Vogt, organisierte mit dem Vorsitzenden der Jülicher
Joseph-Kuhl-Gesellschaft, Prof. Dr. Günter Bers, die Vorstellung
der
Publikation im Kasterer Danielshof.
Die
Siedlung Kaster verdankt ihre Entstehung einer gleichnamigen edelfreien
Familie, die sich im 12. Jahrhundert an der Erft ansässig machte
und hier eine
Burg erbaute. Um das Jahr 1263 erwarben die Grafen von Jülich
diese Burg. Damit
begann für Kaster eine neue Ära. Kaster erhielt zwischen 1333
und 1336 aus der
Hand der Gräfin Elisabeth von Brabant-Jülich Stadtrechte.
Die
Jülicher Dynasten machten die Stadt zur Zentrale eines bedeutenden
Amtes, und
zeitweise war Kaster auch Sitz des Jülicher Herzoghauses. Ende des
Alten
Reiches verlor Kaster diese Mittelpunktfunktion und wurde
französische Mairie,
später preußische Bürgermeisterei. Infolge des
fehlenden Eisenbahnanschlusses
und der ausbleibenden Industrialisierung ist es Kaster im 19.
Jahrhundert nicht
gelungen, über die Grenzen der Stadtmauern hinaus zu wachsen. Seit
der
kommunalen Neugliederung von 1975 ist Kaster Bestandteil der Stadt
Bedburg.
Die
252 Seiten umfassende neue Publikation der Joseph-Kuhl-Gesellschaft
„Geschichte
der Stadt Kaster. Von den Anfängen bis zu kommunalen Neugliederung
1975“
erschien als Band 46 der Reihe „Forum Jülicher Geschichte“ und ist
bei der
Jülicher Buchhandlung Fischer sowie über die Homepage des
Vereins www.juelich.de/jkg zum
Preis von 16 Euro
erhältlich.
Quelle:
Jülicher Nachrichten Nr. 151 vom 3.07.2007