Ein wenig Licht in ein dunkles Kapitel gebracht Von unserem Mitarbeiter Adi Zantis 03.12.2007, 13:27Aldenhoven. Es ist schon eine Auszeichnung, wenn der Dürener Gymnasiallehrer Dr. Achim Jaeger mit seinem Erstlingswerk «Zur Geschichte von Zwangsarbeitern in Aldenhoven und Umgebung» über die renommierte «Joseph-Kuhl-Gesellschaft» publiziert wird. Mit diesem 48. Band in der wissenschaftlichen Schriftenreihe greift der Pädagoge des Stiftischen Gymnasiums eine Arbeit auf, die er in seiner Zeit als Geschichtslehrer an der Aldenhovener Käthe-Kollwitz-Realschule in einem Projekt mit Schülern eingeleitet hatte. Bei der Buchvorstellung im Aldenhovener Rathaus forderte Prof. Günter Bers in seiner Laudatio zum «Innehalten» auf, um «einen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen». Aus den bisher sieben Publikationen der «vornehmlich geistig positiven Produkte» über Aldenhoven ist das Thema Zwangsarbeiter in der Bewertung Bers eher «ein Verdrängungs-Objekt», das aber «in seiner historischen Bedeutung über die NS-Terrorherrschaft als unerschöpflich anzusehen ist». Bürgermeister Lothar Tertel dankte Autor Achim Jaeger, der «damit der Chronik über Aldenhoven eine wertvolle Schrift hinzugefügt hat». Zeitzeugen befragt Angebunden an «seine Aldenhovener Zeit» beschäftigte sich Dr. Jaeger weiter mit dem Projekt Zwangsarbeiter. Er erwähnte in seiner Übersicht eine vier Jahre dauernde, intensive Aufarbeitung, die dank Hilfestellungen und Zeitzeugen sowie dem verstorbenen Beigeordneten Ulrich Hüttenhain, dem Baesweiler Heimatforscher Hans Kunnes und dem Jülicher Historiker Horst Dinstühler schließlich immer mehr auf eine Buchfassung hinauslief. Für Dr. Jaeger wurde es «immer mehr ein Kapitel, das im Dunkeln lag». Er sieht «das vorherrschende Desinteresse an einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Problemkomplex Zwangsarbeit vordringlich in einer Verdrängung von Schuld». Mit der Befragung von Zeitzeugen, umfangreicher Dokumentenforschung und Aktenfunde im Gemeindearchiv Aldenhoven gelang es ihm, nach und nach ein übersichtliches Gesamtbild im Sektor Fremdarbeiter aufzustellen. Da gibt es die Kapitel «Situation der Zwangsarbeiter», «Aldenhovener Lager», die Herkunftsländer der Arbeiter, die Einsatzorte mit Dürboslar, Engelsdorf, Freialdenhoven, Langweiler, Pattern und Siersdorf. Allein ein Viertel der Arbeitskräfte wurde unter der NS-Herrschaft durch Zwangsarbeiter gestellt. Vorrangige Branchen waren Landwirtschaft, Industriebtriebe und der Bausektor. Viele Einzelschicksale sind in der Schrift festgehalten. «Tief bewegt», so Dr. Jaeger, hat mich die Lebensgeschichte des Peter Donzek aus der Ukraine.» Um seine Nachweisbeschaffung als Zwangsarbeiter zu erlangen, hatte der sich über das Düsseldorfer Staatsarchiv brieflich an die Gemeinde Aldenhoven gewandt. Dr. Jaeger sieht die erschreckenden Ergebnisse in seinem Buch «nur als Bruchstücke. Vieles ist im Dunkeln geblieben.» Prof. Günter Bers stellte bei der Buchpräsentation auch eine Veröffentlichung in der «Kleinen Schriftenreihe» unter dem Titel «In memoriam Sancti Martini» vor. In diesem von Lutz Jansen zusammengestellten Beitrag wird die «Baugeschichte der spätgotischen Pfarrkirche in Aldenhoven bei Jülich» nachgezeichnet. Beide Publikationen können über den Buchhandel bezogen werden oder bei Willi Dovern von der Geschäftsstelle der Joseph-Kuhl-Gesellschaft in Jülich, Kommstraße 11. E-Mail: Willi.Dovern@gmx.de ![]() Bildunterschrift: Mit seinem Buch
«Geschichte der Zwangsarbeiter in Aldenhoven und Umgebung»
wurde der Dürener Gymnasiallehrer Dr. Achim Jaeger (Mitte) im
Aldenhovener Rathaus von Professor Dr. Günter Bers (l.) und
Bürgermeister Lothar Tertel vorgestellt. Foto: Zantis |
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