Mehr als nur trockene Statistik: Linnich
vor 100 Jahren

18.11.2009, 13:05

Linnich.
Auf dem ersten Blick
wirkt die Veröffentlichung von Dr. Claudia Wendels «Das
Bevölkerungs-
und Sozialgefüge der Stadt Linnich zu Beginn des 20.
Jahrhunderts» im
Rahmen der Reihe «Forum Jülicher Geschichte» wie
trockene Statistik.
Man sollte diesem rund 130 Seiten starken Band aber ruhig einen zweiten
Blick gönnen.
Dann entpuppt sich das Werk als äußerst interessant, gibt es
doch Einblick in die damalige Zeit.
Genau hat die Autorin die Bevölkerungszahlen analysiert. Damals,
also
Anfang des vorigen Jahrhunderts, lebten 2078 Einwohner in Linnich, 1792
waren katholischen Glaubens, 158 evangelisch und 128 Juden. 300
Häuser
reihten sich entlang 20 Straßen. Es gab bereits ein Krankenhaus,
die
Glasmalerei Oidtmann mehrere Ärzte und Apotheker und
erstaunlicherweise
30 Wirtinnen und Wirte. Diese große Zahl ist nicht zuletzt auf
die
Bedeutung Linnichs als Marktstadt zurück zu führen.
Genau sind die übrigen Berufe aufgelistet. Zu dieser Zeit lebten
bereits 40 Akademiker in der Stadt darunter auch Dr. Heinrich Weitz,
späterer Oberbürgermeister von Trier und Duisburg und
Finanzminister
von Nordrhein-Westfalen.
Die Geburtsorte der Einwohner sind ebenso aufgelistet worden wie die
damals gebräuchlichen Vornamen. Am beliebtesten waren bei den
Jungen
Josef, Wilhelm und Heinrich, bei den Mädchen Maria, Gertrud und
Katharina. Darüber hinaus hat die Autorin festgestellt, dass
Kinder
unter zehn Jahren die mit Abstand größte
Bevölkerungsgruppe bildeten.
Nur zehn Prozent der Menschen erreichten ein Alter über 60 Jahre,
allerdings lebte mit der 97-jährigen Agatha Meurer auch eine sehr
alte
Frau innerhalb der Mauern der Stadt.
Quelle: Jülicher Zeitung /
Jülicher Nachrichten Nr. 270 vom 19.11.2009