1822 war Jülich eine junge Stadt

Von: ptj
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Buchvorstellung_63
Dr. Horst Dinstühler stellt seine Publikation im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Joseph-Kuhl-Gesellschaft vor. Foto: Jagodzinska
Jülich. Oberstes Ziel der 1989 gegründeten Joseph-Kuhl-Gesellschaft ist die „Sicherung vorhandener Quellen zur regionalen und lokalen Geschichte, um sie der Öffentlichkeit zu erschließen“.

Das sagte der Vorsitzende Prof. Günter Bers auf der 59. Mitgliederversammlung in der Christina- stube. Zugleich bedauerte er den „permanenten Quellenverlust der Gegenwart“ sehr. Auf der Versammlung wurde eine neue Publikation der Gesellschaft vorgestellt. „Die Stadt Jülich und ihre Bewohner im Jahr 1822“, nennt Dr. Horst Dinstühler seine Bearbeitung im Band 63 aus dem „Forum Jülicher Geschichte“.

Historische Demografie

Seine Quelle war die mit preußischer Fadenheftung gebundene Akte II-277 des Jülicher Stadtarchivs mit dem irreführenden Titel „Pass Register“, handelt es sich doch in Wahrheit um eine Einwohnerliste. „Das älteste preußische Verzeichnis dieser Art“ enthielt erstmals das genaue Geburtsdatum und den Wohnort.

Die Publikation erweitert den Kenntnisstand zur historischen Demografie Jülichs und ermöglicht es, den Werdegang einzelner Personen und Familien weiterzuverfolgen. Dinstühler verleiht in knapp 200 Seiten Jülich im Jahre 1822 neue Lebendigkeit: Acht Jahre nach Abzug der französischen Truppen lebten 2700 Zivilpersonen, darunter 52 Prozent Frauen, in 351 Häusern innerhalb der Stadtmauern. Außerhalb der Mauern gab als drei größere, als Wirtschaftsbetriebe genutzte Gebäudekomplexe.

Handwerker und Mägde

Über ein Drittel der Beschäftigten verdienten ihr Brot als Handwerker. Die zweite Gruppe bestand aus ungelernten Arbeitskräften, Mägden, Knechten oder Tagelöhnern. In der Liste sind u.A: die Namen von sieben Lehrern, sechs Ärzten, vier Apothekern und zwei Hebammen verzeichnet.

Mit einem Altersdurchschnitt von 26 Jahren war die Stadt „beneidenswert jung“. Enorm hoch war hingegen die Säuglingssterblichkeit von 30,5 Prozent. 42,7 Prozent der Kinder starben im zarten Alter bis zu fünf Jahren. Als sehr erstaunlich bezeichnete Dinstühler das Heiratsdurchschnittalter: Bei Männern betrug es 30 Jahre, bei Frauen 27 bis 28 Jahre, obwohl Männer mit 18 und Frauen bereits mit 15 Jahren heiraten durften. Zudem waren Frauen auffällig oft älter als ihre Ehepartner.

„Immigration fand außerhalb des Rheinlands kaum statt“. So waren 90,9 Prozent in Jülich katholisch, 4,5 Prozent reformiert, 2,2 Prozent lutherisch und 2,1 Prozent jüdisch. Die häufigsten Männervornamen waren Joseph, Hubert und Johann. Frauen wurden meistens Maria, Catharina oder Anna genannt.

Quelle: URL:<
http://www.aachener-zeitung.de/lokales/juelich/1822-war-juelich-eine-junge-stadt-1.482965> (3.01.2013)
            Jülicher Zeitung / Jülicher Nachrichten Nr. 300 vom 27.12.2012