1822 war Jülich eine junge StadtDas sagte der Vorsitzende Prof. Günter Bers auf der 59. Mitgliederversammlung in der Christina- stube. Zugleich bedauerte er den „permanenten Quellenverlust der Gegenwart“ sehr. Auf der Versammlung wurde eine neue Publikation der Gesellschaft vorgestellt. „Die Stadt Jülich und ihre Bewohner im Jahr 1822“, nennt Dr. Horst Dinstühler seine Bearbeitung im Band 63 aus dem „Forum Jülicher Geschichte“. Historische DemografieSeine Quelle war die mit preußischer Fadenheftung gebundene Akte II-277 des Jülicher Stadtarchivs mit dem irreführenden Titel „Pass Register“, handelt es sich doch in Wahrheit um eine Einwohnerliste. „Das älteste preußische Verzeichnis dieser Art“ enthielt erstmals das genaue Geburtsdatum und den Wohnort. Die Publikation erweitert den Kenntnisstand zur historischen
Demografie Jülichs und ermöglicht es, den Werdegang einzelner
Personen und Familien weiterzuverfolgen. Dinstühler verleiht in
knapp 200 Seiten Jülich im Jahre 1822 neue Lebendigkeit: Acht
Jahre nach Abzug der französischen Truppen lebten 2700
Zivilpersonen, darunter 52 Prozent Frauen, in 351 Häusern
innerhalb der Stadtmauern. Außerhalb der Mauern gab als drei
größere, als Wirtschaftsbetriebe genutzte
Gebäudekomplexe. Handwerker und Mägde Über ein Drittel der Beschäftigten verdienten ihr
Brot als Handwerker. Die zweite Gruppe bestand aus ungelernten
Arbeitskräften, Mägden, Knechten oder Tagelöhnern. In
der Liste sind u.A: die Namen von sieben Lehrern, sechs Ärzten,
vier Apothekern und zwei Hebammen verzeichnet. Mit einem Altersdurchschnitt von 26 Jahren war die Stadt
„beneidenswert jung“. Enorm hoch war hingegen die
Säuglingssterblichkeit von 30,5 Prozent. 42,7 Prozent der Kinder
starben im zarten Alter bis zu fünf Jahren. Als sehr erstaunlich
bezeichnete Dinstühler das Heiratsdurchschnittalter: Bei
Männern betrug es 30 Jahre, bei Frauen 27 bis 28 Jahre, obwohl
Männer mit 18 und Frauen bereits mit 15 Jahren heiraten durften.
Zudem waren Frauen auffällig oft älter als ihre Ehepartner. Quelle: URL:<http://www.aachener-zeitung.de/lokales/juelich/1822-war-juelich-eine-junge-stadt-1.482965> (3.01.2013) Jülicher Zeitung / Jülicher Nachrichten Nr. 300 vom 27.12.2012 |
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Dr. Horst Dinstühler stellt seine Publikation im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Joseph-Kuhl-Gesellschaft vor. Foto: Jagodzinska